Freitag, 19. August 2016

Fluchtverhalten.

Seit ein paar Monaten schon
kann ich dich nicht mehr ansehen.
Du bist weit weg von mir
von meinem Leben.

Weil ich das so will.

Ich liege wach. Ich muss zu dir, dir etwas  bringen. Ich muss dich ansehen. Dich nah bei mir haben.

Ich wollte jemanden als Sütze mitnehmen, jemanden der mir hilft, dir in die Augen zu sehen. Der mich diese fünf Minuten überstehen lässt. Doch eben stehe ich doch allein vor deiner Tür. Die Tränen steigen mir in die Augen als ich die altbekannten Geräusche der Türklingel, der Treppe, der großen schweren Sicherungstür höre. Dann stehst du vor mir. Ich lächle, weil ich das immer tue, weil es dazugehört, weil du mich nur so kennst.

Ich komme mit dir, ich gehe in deine Wohnung. Sie hat sich kaum verändert seit meinem letzten Besuch. Trotzdem sieht man es. Dass du jetzt nicht mehr allein bist. Man sieht die vielen Taschen auf dem Boden, die Kleinteile auf dem Tisch, das ausgeklappte Sofa. Es ist eine andere Luft in deinem Wohnzimmer. Sie ist nicht mehr zu Hause sondern sie stößt mich ab. Ich will hier nicht sein.

Ich gebe dir, was ich mitgebracht habe. Rede kurz über vorgefallene Dinge und verabschiede mich wieder. Du bedankst dich. "Auch für deinen langen Besuch." sagst du, leise vorwurfsvoll, doch so laut, dass ich den Vorwurf höre. "Ich habe eben keine Zeit im Moment." Und weg bin ich. Ich flüchte.

Ich habs überstanden. Es gibt keinen Grund mehr für mich dich zu besuchen. Unser nächstes Treffen wäre im Januar gewesen, doch da bist du mit deiner Freundin in New York. Ich werde dich erst wieder sehen, wenn genug Gras über meine Wunden gewachsen ist und ich dich ansehen kann, ohne, dass ich dich  und mich selber verfluche.


Ich dachte eine zeitlang ich würde mir weh tun, weil ich nichts mehr mit dir zu tun hab. Doch das ist es nicht. Es tut weh, dich als guten Freund verloren zu haben. Ich vermisse dich nicht.

, Ziska.