Montag, 21. November 2016

Kissenberge.

Es gibt soviel zu sagen und trotzdem schweigen wir still.
Wir verstecken uns zwischen Kissenbergen und lassen uns nicht anmerken, worum es hier geht.
(April 2016)

Wenigstens gab es in diesem Moment noch etwas, woran ich glauben konnte. An dich. An uns. Daran, dass du mich vielleicht magst. Daran, dass unsere Freundschaft eine Chance hat.
Zwischen all den Bergen von Kissen versteckten wir unser Lächeln, das Herzklopfen. Das Gefühl, endlich jemanden gefunden zu haben, der uns in den Arm nimmt und in unseren Augen sieht, dass es uns nicht gut geht.

Ein halbes Jahr später wütet das Chaos in dieser Freundschaft. Sie ist zersplittert, liegt verwundet am Boden. Du hast sie stürzen lassen, hast sie nicht aufgefangen mit deinen Armen. Du hast sie im Sturz von dir weggestoßen.
Sie zerschellte am Boden in ihre Bestandteile. In Lächeln und Wärme und Traurigkeit und Enttäuschung.

Ich. zerschellte. am. Boden. In tausend kleine Splitter, die sich einfach nicht entfernen lassen.

Ich erzählte dir von meiner Angst, meiner Unsicherheit, meiner Zukunft - und wie sie sein wird, sein sollte. Dinge, die ich niemandem jemals so erzählt habe. Ich fühlte mich verstanden. Doch du, du hast all diese Dinge gegen mich verwendet, du hast sie an dich gerissen, sie zu deinem Eigentum gemacht um sie mit aller Macht zurückzuschleudern. Kaputt. Gebrochen. Geteilt.

Jetzt ist es vorbei. Die Kissenberge sind längst nicht mehr da. Die Wärme ist zur Kälte geworden. Und der Wunsch dich wiederzusehen, ist der Angst gewichen dir wieder in die Augen sehen zu müssen.

Seit 23 Jahren kennst du mich und es bleibt dir nur, mir Leere zu hinterlassen.

Ich vermisse die Zuversicht, eine Freundschaft zu haben, in der ich aufgefangen werde. Ich vermisse eine Freundschaft, dir mir zufällig geschenkt wurde, eine Freundschaft, die ich niemals erwartet hätte.
Doch ich vermisse nicht diesen Schmerz. Diesen Schmerz, der einfach nicht kleiner wird, egal wieviel ich darüber schreibe, nachdenke. Egal wie sehr ich ihn verdränge.

Du bist weg. Und irgendwie ist das auch gut so.

, Ziska.

Sonntag, 13. November 2016

Sieh hin.

Ihr Herz bricht.

Still sitzt sie vor ihrem Fenster. Es ist weit geöffnet und die kalte Luft dringt durch ihre Haut. Bis sie ihr Herz erreicht, dass ein paar Schläge aussetzt. Sie zittert, als der Wind die Blätter auf der Straße durcheinanderwirbelt.
Liebste Jahreszeit, denkt sie und steht auf. Ihre Beine tragen sie kaum. Sie zittern zu sehr. Ihre Fingerspitzen sind blau angelaufen. Als sie warmes Wasser darüber laufen lässt, kribbeln sie und verfärben sich dunkelrot. Wärme, sie lacht leise. Sie spürt sie nur noch, wenn sie von außen kommt.
Sie spürt die gefrorenen Tränen in ihrem Gesicht. Die kalten Streifen von Salzwasser, die sie nicht weggewischt hat. Warum auch. Es laufen sekündlich neue Tränen über ihre Wangen, die sich heiß auf der erfrorenen Haut anfühlen.

Kälte. Die Einsamkeit, die sich in ihrem Herzen eingenistet hat, verstummt nicht. Sie schreit und brüllt, doch sie überhört es. Das hat schon immer geholfen.

Wenn sie nur nicht darüber nachdenkt, wird das Gefühl vergehen und morgen wird sie aufstehen wie immer und weiterleben.

Es ist doch nichts passiert. Wie oft hat das Herz schon weh getan. Es wird diesen Bruch schon überleben.
Und so wichtig ist dieser Bruch nicht. Es gibt Schlimmeres.

Sie wird schon lange nicht mehr von Schluchzern geschüttelt, wenn sie weint. Die Tränen kommen leise. Und sogar das unauffällige Verschwinden lassen der Tränen hat sie über Jahre erprobt. Sie verschluckt sie und niemandem fällt auf, wie verletzt sie ist.

Niemand sieht hin.

, Ziska.
Ich hoffe, ich werde die Menschen sehen, die sich hinter einer Maske aus Lachen verstecken.
Wie vielen Menschen begegnen wir täglich, die eine Umarmung brauchen, weil sie jeden Abend zerbrechen?