Freitag, 14. Oktober 2016

Es schmerzt.

Menschen fügen uns ständig Verletzungen zu.
Einige sind so klein, dass wir sie selber kaum spüren. Sie heilen ohne richtig in unserem Gehirn angekommen zu sein.
Dann gibt es die Verletzungen, die uns regelmäßig weinen lassen. Verletzungen, die so groß sind, dass kein Pflaster, kein liebes Wort sie heilen kann. Sie bluten. Und dann, wenn der Moment kommt, und die Wunde verkrustet, wenn die Heilung der Haut beginnt, dann kommt jemand (oder wir) und reißen die Wunde wieder auf. Bis sie wieder schmerzt. Damit wir niemals vergessen, wie weh uns dieser Mensch getan hat.

Doch irgendwann, irgendwann kommt da jemand und legt seine Arme um uns. Trägt uns warm und sicher und wir vergessen, dass wir die Kruste abreißen müssen. Die Wunde verheilt. Wir verzeihen. Wir fühlen nur noch ein leichtes Ziehen, sehen die Narbe, aber wir spüren nichts mehr.

Kann der Mensch, der die Wunde verheilen lässt gleichzeitig derjenige sein, der sie hervorgerufen hat?
Ich wünschte die Antwort wäre ja. Vor zwei Tagen hätte ich das auch noch so gesehen.

Dieser Mensch, der mich verletzt hat, hat mich wieder ausgefüllt, mit seinen Worten. Hat all die Musik, bei der ich an ihn denken musste, wieder liebevoll klingen lassen.
Doch. Als ich genauer hinsah spürte ich, dass der Schmerz längst nicht vergangen ist.
Zu sehr wurde mein Ich in seinen Grundfesten erschüttert und ohne Halt zurückgelassen.

Niemand fängt einen, wenn man nicht über sich redet.
Doch wenn man über sich redet, dann können Menschen einen da verletzten, wo es einen ans Ende bringt.

Du warst die falsche Person für mich.


, Ziska.


Montag, 3. Oktober 2016

Außenseiter.

Ich gehörte nie irgendwo dazu.
Ich war nie die Freundin die ich sein wollte.

So viele Cliquen. In der Schule. Im Studium.
Ein Freundeskreis.
Und ich. Stand außerhalb der Linie. Schon immer. Ein Außenseiter unter lauten Menschen, die die gleichen Kurse besuchten wie ich und den gleichen Abschluss anstrebten.
Ich  wurde oftmals belächelt, für Dinge die ich sagte und wenn jemand anders das gleiche sagte, so wurde er gefeiert.
Als ich mich mit einer Person gegen fünfzehn andere Menschen stellte, wurde mir vorgeworfen ich sei ein Mitläufer.
An meinem 18 Geburtstag lud ich die Menschen ein, mit denen ich in der Schule immer zusammen war. Sie kamen - und gingen kurz nach Mitternacht ohne sich mit mir unterhalten zu haben.
Wenn ich im Alter von zehn, elf, zwölf, meine Freundinnen zur Karnevalsparty im Partykeller einlud so sagten sie nach zwei Besuchen bereits ab - es war ihnen zu langweilig und sie brauchten härte und größere Partys. Ich war nicht eingeladen.
Als ich das Gefühl hatte, mich mit Menschen besser zu verstehen, wendeten sie sich wieder ab. In Richtung der Menschen, die sie vorher nicht ansatzweise mochten.
Ich schrieb mit Menschen, ließ sie in mein Leben, verstand mich gut mit ihnen. Für ein Treffen war keine Zeit. Und dann sehe ich kurze Zeit später ein Foto, das in der Nähe aufgenommen wurde - mit jemand anderem.

Außenseiter. Was bedeutet das eigentlich?
An der Seite stehend und von außen betrachtend? Niemals dazugehörend? Immer abseits der Massen, der Freundschaften. Immer allein.

Meine beste Freundin, die ich seit dem Kindergarten kenne und mit der ich mich nach einem großen Krach wieder vertragen habe, ist nicht mehr die, die sie mal war. Ich bin sogar in dieser Freundschaft zur Außenseiterin geworden, weil es da eine andere beste Freundin gibt, die mit ihr in Urlaub fährt, zu Musicals und Konzerten geht. Ein "Möchtest du mitkommen?" war nie Thema. Ein "Lass uns mal zusammen was machen." wird abgeblockt.

Ich gehöre nirgendwo dazu.
Wann mir das bewusst geworden ist? Als ich anfing zu schreiben. Als ich langsam und Schritt für Schritt das aufarbeitete was mich verletzte. (Es scheint klein und unbedeutend, doch es tut weh.)

Und dann, als ich allein in diesem Hotelzimmer saß und meine Abendplanung mich zu einem Poetry Slam bringen sollte. Als ich mich für mich selber aufraffte, zur Lagerhalle ging. Mich darauf freute zu einer Gruppe zu gehören, Texten zuzuhören. Vielleicht ins Gespräch zu kommen und Menschen kennen zu lernen. Dazuzugehören. Und dann. "Der Slam ist ausverkauft." Unfreundlich. Kalt. Sie lächelte nicht. Schickte mich in meine Außenseiter-Ecke zurück. Du gehörst nicht dazu.
Die Menschen draußen vor den Türen schienen mich abwertend anzublicken.

Und ich?
Ich ging und nahm das kalte Gefühl des nicht-dazugehörens mit, verschluckte die Tränen und lächelte. Und das Gefühl nistet sich ein, wird immer größer, bis mir klar wird.
Dass ich nirgendwo hingehöre.
, Ziska.
Es tut so weh.
(Es gibt einige wenige Freunde. Doch mir fehlt die Verbindung, die ich brauche um das Leben zu überstehen. Zu weit weg. Zu wenig Zeit. Und ich - rede zuviel über meine Probleme statt alles positiv zu sehen.)