Donnerstag, 22. Oktober 2015

Ablenkungsmanöver.

Sie ist immer für die Menschen da. Schenkt ihnen ihr Ohr, ihr Herz, ihre Stunden, ihre Nächte, ihre Tage, ihre Wochen. Sie gibt ihnen Worte, Gedanken, Tränen.
Die Menschen nehmen alles mit offenen Armen entgegen, danken für die Hand, die sie ihnen reicht. Sie holen sich Rat und Ablenkung.
Und dann, wenn das Problem gelöst ist, oder jemand anderes da ist, der zuhört. Dann wird sie weggeschubst. Gerade noch war sie stundenlang wach, damit jemand nicht einsam ist und im nächsten Moment liegt sie alleine wach. Und überlegt sich, wie es wieder einmal so weit kommen konnte.
Jedes Wort, jede Silbe, jede Träne die aus Mitgefühl über ihre Wangen gelaufen ist, jede Stunde. Scheinbar verschenkt. Verloren. Denn die Menschen sagen zwar Danke. Aber sie flüstern es nur. Und dann gehen sie. Sie wirbeln davon und lassen sie zurück, in einer Wolke aus Staub, die sich langsam über sie legt und ihr zeigt, dass sie nach all der Zeit weiterhin allein ist. Dass ihre Gefühle, ihre Empathie umsonst vergeben wurde.
Für einen Moment war sie eine Heldin, fühlte sich gebraucht, wichtig, geliebt. Und im nächsten Moment einsam, in den Staub geschubst, bedeckt mit Gleichgültigkeit.
Sie geht unbeirrt weiter ihren Weg, schüttelt den Staub ab, trifft den nächsten Menschen, der ihre Hilfe erfragt.
Und sie lernt nicht. Sie reicht wieder ihre ganze Hand, sie schenkt wieder Tage, Stunden, Wochen. Wieder verschenkt sie sich. Um am Ende verloren zu gehen.
Dabei ist ihr einziges Ziel Menschen zu helfen. Menschen wieder glücklich zu machen.
Und nicht danach jegliches Gefühl verschenkt zu haben.

, Ziska.
P.S. Kennt ihr das?

Montag, 12. Oktober 2015

Alltag.

Jetzt, wo auf einmal die lange Schulzeit wirklich für immer vorbei ist. Jetzt, da das Studium beendet ist. Jetzt geht ein Tag rum. Einfach so. Acht Stunden Arbeit. Schnips. Anderthalb Stunden Autofahrt. Schnips. Nachmittage vor dem Laptop, mit Mama verbringen, aufräumen, bügeln. Schnips. Und schon liege ich wieder im Bett. Licht aus. Tür zu. Buch neben mir. Schlafen. Wecker klingeln. (Ich suche immer noch nach dem richtigen Klingelton, irgendwelche gute Laune, guten Morgen, ich steh gerne auf Musik Tipps?) Aufstehen.

Tag für Tag passiert das gleiche und ich brauche nicht mehr vor Klausuren zu bangen, ich brauche kein Schulbuch, kein Studienbuch mehr anfassen. Jetzt muss ich nur noch in der Praxis durchsteigen, lernen bis mir der Kopf raucht und immer noch nicht annährend selbstständig arbeiten können. Es ist deprimierend, den ganzen Tag über einem Problem zu grübeln und wenn ich dann doch aufgebe, meine Kollegin frage, dann erscheint die Lösung so klar, so offensichtlich, als hätte sie mir die ganze Zeit zugewunken und mich hämisch angegrinst, während ich an ihr vorbei gesehen habe.
Dieses Gefühl habe ich täglich mehrmals und es deprimiert soviel mehr als die Lernmarathons vor den 2 Klausurwochen. Und das erschreckt mich, denn ich dachte immer, diese fünf Klausuren seien die absolute Schmerzgrenze, aber sich selber eingestehen zu müssen, dass die Intuition für die Arbeit noch fehlt, das macht ziemlich unglücklich.
Und während ich die Zeilen hier schreibe, überlege ich, ob es während der Klausurenphase wirklich leichter war. Oder ob ich mir das jetzt nur schön rede. Weil der Arbeitsalltag mich im Moment noch so schlaucht. Und ich denke, das ist es. Alles was neu ist, alles was man noch nicht kann, wirkt am schwierigsten.

10-13 Jahre haben wir alle in der Schule gelernt und dann verschiedene Richtungen eingeschlagen, aber egal, ob Ausbildung oder Studium, wir alle mussten Klausuren schreiben - hey, das kennen wir ja irgendwoher! Keine Hemmschwelle, wie man am besten lernt, das weiß man. Die Aufregung vorher ist bekannt.
Und nun, wo das alles vorbei ist, kommt das große unbekannte Loch, in das alles Wissen hineinzufallen scheint und das uns unwissend zurücklässt. (Wem gehts im Moment genauso?)
Und irgendwie tut es gut, das hier zu schreiben, denn jetzt wird klar, dass es gar nicht so schlimm ist, noch nicht alles zu wissen. Denn wie soll ich nach ein paar Wochen auf der Arbeit schon alles so gut beherrschen wie im Studium, wo ich 13 Jahre Zeit hatte, zu lernen wie man mit schwierigen Situationen umgeht? Richtig, das geht gar nicht. (Und der Druck verschwindet - naja, zumindest ein bisschen.)


Wie gefallen euch solche Posts, die ein bisschen aus meinem Leben erzählen? Ich vermisse das Schreiben, ich bin im Moment nicht poetisch oder wortgewandt, aber ich würde trotzdem gerne statt stillzuschweigen Worte veröffentlichen. Was haltet ihr davon? Vielleicht ergeben sich dann mehr Texte? :)

, Ziska.